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Selbsterfahrung im Trauma

Die Geburt unserer Tochter aus meiner verkörperten Selbstwahrnehmung (VSW): Die Rückenmarksanästhesie zum Kaiserschnitt lähmte mein Zwerchfell mit Luftnot. Man gab mir mein Baby nicht in den Arm; keine Zeit es willkommen zu heißen; keine Zeit für Hautkontakt; mein Blut formte sich zu Klumpen. Sie fielen aus mir heraus, ich sah sie bei den Blutentnahmen in der Ampulle. Zwei Paar Hände tasteten ständig meinen Bauch ab, leichter die einen, schmerzhaft die anderen; keine Kraft mich zu wehren. Dem verblüfften Oberarzt nannte ich die lebensbedrohliche Diagnose, spürte seine sanft abtastenden Hände. Es folgte der Beginn einer friedlichen Nah-Tod-Erfahrung (mit Dissoziation und weißem Licht am Ende des Tunnels); bald das Bewusstsein, dass mein Leben nicht vorbei war. Die Intensivmedizin tat ihr Bestes, eine weitere Operation, Gerinnungsfaktoren, Bluttransfusionen und fürsorgliche Krankenpflege brachten grünes Licht. Das Heranwachsen meines Wunschkindes zu erleben war möglich. Am nächsten Tag wehrte ich die schmerzhaft untersuchenden Hände ab. Nun führte ich Regie. Hämatologisches Konsil an meinem Bett: Zur Abklärung eines bösartigen Prozesses eine Knochenmarkspunktion? Als Patientin spürte ich die körperliche Bedrohung. Als Ärztin lehnte ich mit klarem Kopf die sinnlose Prozedur ab. 
Es war Zeit die Klinik zu verlassen! Bald nach Entlassung diese Fernsehmeldung: Blutgerinnungsfaktor HIV-infiziert! Sofort Angst, Erstarrung und schnelle Nachfrage mit Entwarnung – aufatmen: mein Gerinnungsfaktor-Produkt war nicht HIV-infiziert! Außerdem bestätigte sich mein intuitives und medizinisches Wissen, das die Knochenmarkspunktion abgelehnt hatte: Zwei Wochen nach Entlassung regulierte sich mein Gerinnungssystem, die Werte normalisierten sich. Fazit: Inmitten der Lebensbedrohung spürte ich meine verkörperte Selbstwahrnehmung. Auf der Intensivstation war ich jedoch meist zu schwach, sie zu nutzen. Im bedrohlichen Moment des Konsils konnte ich diese mit der begrifflichen Selbstwahrnehmung meines medizinischen Wissens verbinden. Wieder bei Kräften nach überwundener Dissoziation, fand ich also aus sicherer Assoziation zur Erkenntnis. Die wiederhergestellte Verbindung vom Körpergefühl zur Kognition, ermöglichte mir die Entscheidung in eigener Regie – gegen die unnötige Knochenmarkspunktion.
=> Meine Kleine sah ich erst vier Tage nach der Entbindung wieder. Wegen einer leichten Neugeborenen-Gelbsucht war sie unnötigerweise, voreilig in die Kinderklinik gebracht worden. Statt die heilsame Wirkung der Bindung von Mutter und Kind zu nutzen, sicherte sich die Medizin quasi vor sich selbst ab und trennte die Bindung. Ihr Vater kämpfte in der Nacht erfolgreich gegen die unnötig geplanten Interventionen des dortigen Arztes. ... Am dritten Tag nach der Geburt schoss bei mir die Muttermilch ein, zunächst ohne mein Baby. Einen Tag später wurde meine Kleine aus der Kinderklinik zu mir gebracht. Das Bonding mit meinem Wunschkind konnte nun gelingen > Kontakt